Montag, 25. Juli 2011

Der jüngste Pilot der Welt flog im Rheinland












Bruno Werntgen und seine Mutter Tony Werntgen


Taschenbuch „Tony und Bruno Werntgen – Zwei Leben für die Luftfahrt“ von Paul Wirtz und Ernst Probst


Duisburg / Bonn / Wiesbaden (nachrichten-blog) – Der jüngste Pilot der Welt hieß Bruno Werntgen, war ein Deutscher und ist vor rund 100 Jahren im Rheinland und in Westfalen geflogen. Auf diese wenig bekannte Tatsache weist das Taschenbuch „Tony und Bruno Werntgen – Zwei Leben für die Luftfahrt“ (GRIN Verlag, München) hin. Autoren sind Paul Wirtz aus Jülich und Ernst Probst aus Wiesbaden.

Als er 1893 in Duisburg-Beeck geboren wurde, trug Bruno noch den Familiennamen Buschmann. Nach der Scheidung seiner Mutter von dem Kaufmann Mathias Buschmann nahmen Bruno und sein jüngerer Bruder Erik im Mai 1910 den Mädchennamen Werntgen ihrer Mutter an.

Bruno Werntgen (1893-1913) erwarb im November 1910 im Alter von 17 Jahren in Berlin-Johannisthal den Pilotenschein. Seine ersten Hopser mit Eigenkonstruktionen hatte er bereits einige Monate vorher ohne Pilotenschein in Köppern (heute Friedrichsdorf) im Taunus unternommen. Von 1910 bis 1913 war Bruno der Held zahlreicher Flugveranstaltungen im Rheinland und in Westfalen, bei denen ihm Tausende von Zuschauern zujubelten.

Seine aus Duisburg-Ruhrort stammende Mutter Antoinette (Tony) Werntgen (1875-1954) galt als erste Flugzeugfabrikantin in Deutschland, weil sie funktionstüchtige Flugapparate konstruierte. Sie betrieb Flugunternehmen in Köppern (1909/1910), wo sie das „Deutsche Flugtechnische Institut“ aus der Taufe hob, in Köln-Merheim (1910-1912), wo nach einem unerlaubten Flug über die Festung ein Flugverbot erfolgte, und in Bonn-Hangelar (1912/1913). Besonders verdient gemacht hat sie sich um die Anfänge des Flughafens Bonn-Hangelar. Bruno stürzte im Februar 1913 im Alter von 19 Jahren in Bonn-Hangelar mit einer Eigenkonstruktion tödlich ab.

Nach dem Tod ihres Sohnes Bruno, der die Seele ihres Flugunternehmens gewesen war, konnte Tony Werntgen das Geld für ihren Flugplatz in Bonn-Hangelar nicht mehr aufbringen. Am 13. November 1913 erfolgte vor dem Amtsgericht Siegburg die Zwangsversteigerung der Firma Werntgen.

1916 heiratete Tony Werntgen in Bad Ems den Opernsänger Josef Johannes Lindlar (1890-1953) aus Koblenz. Diese Ehe wurde zwölf Jahre später geschieden. Danach lebte Tony in Berlin, wo auch ihr jüngerer Sohn Erik (1897-1944) wohnte, der in den 1930-er Jahren in deutschen Spielfilmen als Nebendarsteller mitwirkte. Bei einem Luftangriff im November 1943 auf Berlin erlitt Erik schwere Verletzungen, an deren Folgen er Anfang April 1944 in Oberösterreich starb.

Fast vergessen lebte Tony Werntgen nach dem Zweiten Weltkrieg in Johannisberg im Rheingau, wo ihr Bruder Wilhelm wohnte. In Wiesbaden erhielt sie 1953 für ihre besonderen Verdienste das Bundesverdienstkreuz. 1954 starb sie nach langer Krankheit in Bingen am Rhein. Ihre letzte Ruhe fand sie im Familiengrab auf dem Nordfriedhof in Bonn. An die Werntgens erinnern heute Straßennamen (St. Augustin, Köln, Duisburg und Koblenz), eine Gedenktafel (Köln-Hangelar) und ein Denkmal (Köppern im Taunus).

Der Autor Paul Wirtz gilt als Kenner der Lebensgeschichte der Luftfahrtpioniere Tony und Bruno Werntgen und hat bereits drei Bücher über diese veröffentlicht. Ernst Probst schrieb etliche Bücher über „Königinnen der Lüfte“, das Taschenbuch „Frauen im Weltall“ und zusammen mit Theo Lederer die Biografie „Christl-Marie Schultes. Die erste Fliegerin in Bayern“.

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Blog informiert über berühmte Fliegerinnen

Zum Stichwort berühmte Flugpioniere fallen einem sofort die Namen Otto Lilienthal und Charles Lindbergh ein. Doch es waren nicht nur Männer, die – teilweise von Neugier und Abenteuerlust getrieben – Luftfahrtgeschichte schrieben. Außer ihnen haben sich erstaunlich viele Frauen als „Königinnen der Lüfte“, hervorgetan.

Der Autor Ernst Probst
Es waren mutige Männer und Frauen, die sich auf ein bis dahin unbekanntes Terrain wagten und mit ihren Leistungen dazu beitrugen, dass sich der Menschheits-Traum vom Fliegen bis hin zur Eroberung des Weltalls erfüllen konnte. In der öffentlichen Wahrnehmung aber stehen vor allem die Männer als Pioniere, die – wie Juri Gagarin oder Neil Armstrong – mit ihren Taten Meilensteine setzten. Die Leistungen vieler wagemutiger Frauen auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt werden dagegen nur am Rande wahrgenommen.

Dass jene Himmelsstürmerinnen nicht in Vergessenheit geraten, ist auch das Verdienst des Wiesbadener Journalisten Ernst Probst. In zahlreichen Taschenbüchern zeichnet der Autor das Leben vieler Heldinnen der Lüfte in Wort und Bild nach. Das Blog http://fliegerinnen.blogspot.com gibt ihm und all jenen mutigen Frauen eine Plattform.

Für interessierte Leser/innen soll nachfolgend auf einige Werke aus der Feder von Ernst Probst zu diesem Thema hingewiesen werden:

Königinnen der Lüfte von A bis Z
Das sehr umfangreiche Werk stellt auf rund 700 Seiten mehr als 200 Fliegerinnen, Ballonfahrerinnen, Luftschifferinnen, Fallschirmspringerinnen, Astronautinnen und Kossmonautinnen vor und vermittelt umfassend nicht nur Fakten und Stationen aus dem Lebensweg der Himmelsstürmerinnen, sondern würzt das Buch – sehr zum Vergnügen seiner Leser – mit kuriosen Begebenheiten und Anekdoten.

Königinnen der Lüfte in Deutschland
Das Taschenbuch setzt den Fokus auf deutsche Eroberinnen des Himmels. So werden in dem Werk berühmte Luftpionierinnen wie Elly Beinhorn, Käthe Paulus, Thea Rasche, Hanna Reitsch, Christl-Marie Schultes, Melitta Gräfin Schenk von Stauffenberg und Beate Uhse, geborene Köstlin, auf sehr lesenswerte Weise vorgestellt.

Königinnen der Lüfte in Frankreich
Das Taschenbuch porträtiert zahlreiche französische Himmelsstürmerinnen. So unter anderem Maryse Bastié, die als Fliegerin acht Weltrekorde brach, sowie Elise Garnerin, die als „Venus im Ballon“ für Aufsehen sorgte. Zusätzlich liefert das Buch in einem umfangreichen Kapitel interessante Daten und Fakten zu den „Königinnen der Lüfte aus aller Welt.

Königinnen der Lüfte in England, Australien und Neuseeland
In diesem Buch lässt der Autor den Leser an spektakulären Erfolgen und tragischen Unglücksfällen mutiger Fliegerinnen aus Übersee und England teilhaben. So unter anderem im Porträt über die Neuseeländerin Jean Batten, die in den 1930-er Jahren nicht für möglich gehaltene Strecken- und Dauerrekorde im Alleinflug aufstellte.

Königinnen der Lüfte in Europa
Auf rund 450 Seiten erfährt der Leser unterhaltsames aus den Biografien berühmter europäischer Fliegerinnen, Ballonfahrerinnen, Luftschifferinnen, Fallschirmspringerinnen und Astronautinnen. So unter anderem über die Französin Jacqueline Auriol, die als erste Europäerin die Schallmauer durchbrach und ehemals als „schnellste Frau der Welt“ galt.

Königinnen der Lüfte in Amerika
Mit Blick über den Atlantik gelingt es dem Autor, Geschichte unterhaltsam, spannend und stets lesenswert zu vermitteln und die Persönlichkeiten der porträtierten Fliegerinnen wie etwa Frances Wilson Grayson und deren tragischen Flug über den Atlantik, oder Pancho Barnes, Amerikas erste Stuntpilotin, ohne jede Patina vor dem geistigen Auge des Lesers erstehen zu lassen.

Christl-Marie Schultes. Die erste Fliegerin in Bayern
Die wegen ihrer Herkunft aus einer Försterfamilie „Förster-Christl“ genannte Christl-Marie Schultes war Bayerns erste Fliegern. Berührend zeichnet Ernst Probst den Lebensweg Schultes nach, die 71jährig verarmt in München starb. Bedauernd konstatiert der Autor: „Ihr Leben böte reichlich Stoff für Romane oder Filme. Bisher ist aber noch nicht einmal eine Straße oder ein Weg zu Ehren der ersten bayerischen Fliegerin benannt worden.“

Frauen im Weltall
Im Taschenbuch „Frauen im Weltall“ skizziert Ernst Probst die Biografien berühmter Astronautinnen und Kosmonautinnen. Das 2010 erschienene Werk schildert die Lebenswege von Walentina Tereschkowa, Sally Kristen Ride und Kalpana Chawla, um nur einige zu nennen. Dabei beleuchtet das Taschenbuch nicht nur die strahlenden Erfolge, sondern berichtet auch von tragischen Ereignissen wie dem Absturz der Raumfähre Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am 16. Januar 2003.